Pandemie hin oder her, le beaujolais nouveau est arrivé !
Die Region Beaujolais erstreckt sich zwischen den Flüssen Loire und Saône sowie der südlichsten Stadt Burgunds Mâcon im Norden und Villefranche sur Saône im Süden. Schon im 19. Jahrhundert hatten sich die Winzer und Weinhändler des Beaujolais angewöhnt, ihren Wein früh zu verkaufen. Zu dieser Zeit war der Beaujolais nämlich bereits berühmt und galt im Volksmund sogar als »dritter Fluss der Stadt Lyon«, da die Weine damals auf dem Wasserweg in die französische Hauptstadt gelangten.
1951 erlaubte ein Gesetz den Winzern, ihren jungen Wein zu verkaufen. 1967 wurde als Datum, um sich mittels Beaujolais die Langeweile aus dem Mund zu vertreiben, der 15. November um 0.00 Uhr festgesetzt, seit 1985 muss man sich aber bis zum dritten Donnerstag im November um 0.00 Uhr gedulden. Seinen Weltruhm hat der Beaujolais allerdings nicht unwesentlich der Tüchtigkeit der Marketingstrategen zu verdanken, die sich irgendwann den Spruch »Le beaujolais nouveau est arrivé.« haben einfallen lassen, der seitdem alle Beaujolais-Fans zur gleichen Zeit ihr Glas erheben lässt.
Mittlerweile hat die Beaujolais-Begeisterung nachgelassen, was ausnahmsweise nicht auf das Konto des Coronavirus geht. Fakt ist, dass die Franzosen, die weiterhin zu den größten Weintrinkern weltweit gehören, immer weniger dem gegorenen Saft der Trauben zusprechen. Tranken sie 1960 noch 174,3 Liter Wein pro Person und Jahr, so waren es 2019 »nur« noch etwas mehr als 40 Liter. In derselben Zeit ist dafür der Qualitätsanspruch in Sachen Wein stets gestiegen, sodass es weniger aber immer edler geschlürft wird.
Allen wünsche ich also, ob allein zu Haus und vor dem Computer oder geimpft bzw. genesen im Lokal, »A votre santé«!* Wobei sich der Zuruf seit neuestem nicht so sehr wie ein Trink-, sondern eher wie ein Beschwörungsspruch anhört …
*avec modération bien sûr…